A SUCCESSION OF WAVES
ONLINE FILM SCREENING
14.12.–21.12.2022, 21:00 bis 21:30 (in Ihrer jeweiligen Zeitzone)

Jeden Abend auf dem GPC Online Screen

Mit Arbeiten von Simona Obholzer, Clea Stracke & Verena Seibt, Yuyan Wang
Kuratiert von Enar de Dios Rodríguez

In einem Vortrag 2014 erklärt Stefan Helmreich, dass Wellen Phänomene sind, die “zwischen Realität und Repräsentation fluktuieren”. Wellen gehören wohl zu den kompliziertesten Objekten, die es auf der Welt gibt: Ihre wissenschaftliche Beobachtung und Messung besteht aus einer ziemlich raffinierten Mischung aus aufgezeichneten Ereignissen, technischen Apparaten sowie mathematischen und statistischen Berechnungen. Diese Komplexität, so Helmreich, beweist, dass Wellen sowohl physikalische als auch kulturelle Objekte sind. Durch die Welle können wir erkennen, dass Wissen immer im Wandel begriffen ist, dass es nur partiell vorhanden ist und von vorherrschenden politischen und technologischen Faktoren beeinflusst wird.

A Succession of Waves greift die Unmöglichkeit auf, den unerschöpflichen Wellengang zu erfassen, indem es drei Versuche präsentiert, diesen filmisch darzustellen. Zuerst, in Obholzers 2 days left, ist die Welle künstlich konstruiert: ein anthropogener Kunstgriff, der durch eine abstrakte Abfolge von bewegten Bildern eingefangen wird. Im zweiten Versuch, Wangs One Thousand and One Attempts to Be an Ocean, wird die eilige Abfolge der Szenen überwältigend, eine Flut, die uns an unendliches Scrollen und latente Bedrohungen erinnert. Das letzte Beispiel, The Ship Is Sinking von Stracke & Seibt, geht auf einen Moment der Stille zurück, in dem das Floß der Medusa, ein großartiges Symbol für den zerrütteten Horizont des Menschen, durch das Verschmelzen von zwei Ebenen und Materialitäten zu einer re-inszeniert wird.

PROGRAMM (30 min)

21:00 - 21:08 2 days left von Simona Obholzer

21:09 - 21:21 One Thousand and One Attempts to Be an Ocean von Yuyan Wang

21:22 - 21:30 The Ship Is Sinking von Clea Stracke & Verena Seibt

GPC STREAMS ist eine Reihe von Online-Screenings, die von einem Kunstwerk eines Mitglieds der The Golden Pixel Cooperative ausgehen, welches mit Werken internationaler Künstler*innen kombiniert wird. Das Ziel dieses Programmes ist es, die aktuellen thematischen Interessen der Kooperative durch breitere Perspektiven und künstlerische Ansätze sichtbar zu machen.

Simona Obholzer: 2 days left / AT / 2020 / 07:37 min

Mit einer minimalistischen und doch detaillierten Herangehensweise untersucht Obholzer in ihrer künstlerischen Praxis sorgfältig anthropogene Apparate, die versuchen, ökologische Situationen und Ereignisse zu imitieren (aber daran scheitern). In 2 days left dokumentiert Obholzer die maschinell erzeugten Wellen eines Schwimmbeckens. Die Abfolge von Nahaufnahmen ist eine Meditation über die Künstlichkeit, die notwendig ist, um eine Erfahrung des “Natürlichen” nachzubilden.

Yuyan Wang: One Thousand and One Attempts to Be an Ocean / FR / 2020 / 11:30 min

Komponiert durch eine rasante und rhythmische Montage aus gefundenem Filmmaterial, bietet One Thousand and One Attempts to Be an Ocean eine überwältigende Darstellung der vorherrschenden Logik des Bildkonsums. Diese buchstäbliche Bilderflut, die von einem ebenso impulsiven Soundtrack getragen wird, erzeugt eine unheimliche und hypnotisierende Atmosphäre. Von Makro-Aufnahmen feuchter Prozesse zu mikroskopischen, wäßrigen Ereignissen springend, überschwemmt dieser audiovisuelle Strudel die Zusehenden mit akribischem Chaos und Heftigkeit sowie mit Momenten des Staunens und der Selbstreflexion.

Clea Stracke & Verena Seibt: The Ship Is Sinking / DE / 2014 / 07:40 min

Für The Ship Is Sinking wählten Stracke & Seibt das Gemälde “Das Floß der Medusa” von Theodore Gericault als Hauptdarsteller des Films. Dieses berühmte Meisterwerk zeigt die Folgen des Schiffbruchs der französischen Royal Navy im Jahr 1816, bei dem das Schiff vor der Küste Senegals auf Grund lief und dessen wenige Überlebende auf einem Floß gefunden wurden. “The Ship is Sinking” aktualisiert dieses historische Kunstwerk auf eine kontemplative, aber auch kritische Weise, indem es die Welle für die vielen Körper seit jeher als einen zeitlosen Punkt zwischen Untergang und Schweben, Tod und Leben andeutet.