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Geometrien des Lebens: Führung & Podium

17:00 Uhr
Maßstäbliche Urbanität – Betrachtungen zur Wohnhausanlage Gerasdorfer Straße
Expert*innenführung

Die Wohnhausanlage Gerasdorfer Strase 61, nach einem langen Planungsprozess 1980–1984 errichtet, stellt ein gültiges Modell einer städtischen Verdichtung dar, die Strategien aufzeigt, wie sozial und ökologisch ressourcenschonend gebaut werden kann.

Die Siedlung lässt sich an den Leistungen des Roten Wien messen, weil sie auf einer Fortsetzung der Architekturgeschichte auf- und weiterbaut und sich auf gewachsene städtebauliche Wohnformen (Zitat Hufnagl) bezieht. Dichte beschränkt sich nicht nur auf die Verdichtung einer Wohntypologie, sondern auch auf die Vielzahl von gestalterischen Themen, die symbiotisch das Projekt bereichern. Vorfertigung und industrielles Bauen zahlen als wesentliche Parameter dazu.

Hufnagls Erfahrung mit der Vorfertigung im Schulbau, wo die modulare Klasseneinheit dem Raster des Haupttragwerks (Primärstruktur) entspricht und sich mit dem Deckenraster (Sekundärstruktur) deckt, überträgt er auf die Planung des Wohnbaus. Der Raster des Wohnens schränkt sich auf den Bewegungsraum einzelner Bewohner ein und ist entsprechend engmaschiger. In den Vorstudien sieht man, wie sich Hufnagl in der Konzeption der Grundstruktur einem übergeordneten Raster unterordnet. Dieser bildet sein geistiges Gerüst, indem die Bewegungsmuster die Raumgrößen im Inneren bestimmen. Text: Felix Siegrist

Im Anschluss an die Führung findet die Diskussions-Veranstaltung „Schulbau ist Städtebau“ statt.

19:00 Uhr
Schulbau ist Städtebau
Podiumsdiskussion

Als Viktor Hufnagl 1968 der Einladung nachkam, an einer Studiengemeinschaft zum Thema Vorfertigung im Schulbau teilzunehmen, stand seine siebte Schule – die Hauptschule in Weiz – kurz vor der Fertigstellung. Im Rahmen der Recherche besuchte das Team – Viktor Hufnagl, Franz Kiener, Ferdinand Kitt, Fritz G. Mayr, Herbert Thurner und Ottokar Uhl – zwei Jahre lang Schulen in ganz Europa. Mit wissenschaftlicher Akribie wurden Normen verglichen, Firmen befragt, Empfehlungen verfasst. Durch „offene Bausysteme“ aus vorgefertigten Stahlbetonelementen sollten Bauzeit und -kosten verringert werden. Zum Abschluss der Studie vergab der Bund Aufträge an die sechs Mitglieder des Teams. Viktor Hufnagl und Fritz G. Mayr planten das Bundesschulzentrum in Wörgl mit drei Schulen und einer städtischen Schwimmhalle. Der Entwurf folgt der Idee eines Zentralbaus. Die Halle – oder vielleicht zutreffender die Agora – bildet das Zentrum dieses großen Gebäudekomplexes. Diese bietet einen Ort für Kommunikation, Veranstaltungen und Versammlung an und ist zugleich Zentrum der inneren Verteilung. Die leicht versetz- oder demontierbaren Zwischenwände ermöglichen eine große Variabilität des Grundrisslayouts und die Raumgrößen sind mittels Faltwänden für Groß- und Kleingruppen anpassbar.

Einige Jahre später, auf die Frage eines Interviewers, was für ein Ort eine Bildungseinrichtung sein soll, antwortete Hufnagl: „Die Schule muss einen städtischen Raum ergeben, einen Treffpunkt bilden.“

Die Diskussionsveranstaltung im Rahmen der Ausstellung Geometrien des Lebens thematisiert Hufnagls Manifest und seine Bedeutung für die nachfolgenden Generationen von Architekt*innen sowie den heutigen Schulbau.

Gäste:
Lorenzo De Chiffre, TU Wien, Forschungsbereich für Hochbau und Entwerfen
Ursula Schneider, POS sustainable architecture, Wien
Bernhard Steger, Abteilungsleitung Stadtteilplanung & Flächenwidmung Innen-Südwest, MA 21 A Stadt Wien

Diskussion
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Architektur
Urbanismus
arts (general)