rewind.esel.at
Approximating

Die menschliche Annäherung als Ausgangspunkt

“Zwischen der Annäherung der Idee und der Präzision der Wirklichkeit klaffte eine kleine Lücke des Unvorstellbaren, und es war diese Lücke, die ihm keine Ruhe ließ.”

  • Milan Kundera, Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

“(…) Das ist für euch
Diejenigen, die wissen, wie mächtig wir sind
Die wissen, dass wir die Musik in den Menschen um uns herum zum Klingen bringen können
indem wir einfach unsere eigenen Saiten spielen (…)”

  • Andrea Gibson, Sag Ja

Was passiert, wenn sich zwei oder drei fremde Menschen zu einem Zweck treffen? Wenn sich zwei oder drei Menschen aus verschiedenen Ländern in einem fremden Land treffen? Wenn das Fremde zum Vertrauten wird und sich dazwischen wie zu Hause anfühlt. Kann es dabei helfen, die eigene Identität zu definieren, sich mit Menschen auszutauschen, die ebenfalls politisiert aufgebracht wurden? Können wir gemeinsam ein neues sicheres Nest für uns bauen? Sind wir durch diesen Bereich begrenzt? Können wir endlich aufhören, zu versuchen, uns der eigenen Wahrnehmung anzupassen und über die Sprache hinauszuwachsen? Ist das Metaverse der Ort, an dem wir endlich unsere eigene Haut anprobieren, ungerechten Systemen entkommen, die Vergangenheit vergessen, das Leben ohne Grenzen erleben, ohne Gewalt kommunizieren und einfach zusammen sein können?

Für die Betrachtenden mag es in der Kunst um die Erfahrung der ungefähren Lösungen mit ästhetischem Wert gehen. Ergo, für Künstler:innen kann es darum gehen, eine Version der Realität anzunehmen, von der sie versuchen, eine visuelle Version zu berechnen, es kann auch darum gehen, die Realität zu beobachten und zu nutzen oder “einfach” einen Sinn darin zu sehen. Kunst kann neuronale Stimuli geben oder nicht, alles hängt von der Absicht der Künstler:innen und der Reaktion der Betrachter:innen ab.

Aber was ist mit zwei oder drei Künstler:innen, die gemeinsam an etwas arbeiten - einem Kunstwerk, das nicht spezifiziert oder noch unbekannt ist? Höchstwahrscheinlich beginnt es mit einem Gespräch: einem einfachen Frage-und-Antwort-Spiel. Durch den Austausch von Ideen, Geschichten und Neuigkeiten kommen sie sich näher, finden Gemeinsamkeiten und teilen so Bedeutungen. Wenn wir uns gegenseitig anerkennen, stärken wir auch uns selbst, wir kehren zueinander und zu uns selbst zurück.

Die Heterogenität der Ästhetik zeigt sich hier nicht in Kunstwerken von Künstler:innen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund, die in einem Raum einer bestimmten Gesellschaft oder Gruppe aufeinandertreffen. Im Gegenteil, in der Gruppenausstellung Approximating entspricht die kulturelle Realität der Hybridität - was auf getrennte Weise existierte, verbindet sich zu neuen Strukturen, Objekten und Praktiken, in denen sich die vorangegangenen Elemente vermischen.

Wir haben uns angenähert und doch hören wir nie auf, uns anzunähern. Es fühlt sich fast gleich an, ist es aber nicht.

Die ausstellenden Künstler:innen sind Adrian Hall Kranz, Animal Bro, Ava Binta Giallo, Chinara Majidova, Gleb Amankulov, June C. Yuwol, Klimentina Milenova, Marija Šabanović, Margarita Merkulova, Marthin Rozo, Monica C. LoCascio, Pille-Riin Jaik, Rychèl Thérin, Sara Ghalandari, Yi Jiang

Kurator:innen
Urtė Špeirokaitė, Guilherme Maggessi, Ale Zapata, Justina Špeirokaitė

Eröffnung
26.10. 18.00

Kurator:innenführung
28.10. 18.00

Gruppenausstellung
Eröffnung
Bildende Kunst
arts (general)
26.10.2022 (Wed) - 29.10.2022 (Sat)
18:00 -