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Florentina Holzinger: A Divine Comedy / Metaverse

Fr 22./ Sa 23. Okt
19.30 Uhr
TQW Halle E
Dauer: 120 Minuten
Österreichische Erstaufführung
10 – 45 Euro

„Death is not the worst thing that can happen to women.“ – Frei nach Platon

Dantes „Göttliche Komödie“ besteht aus drei Teilen: Hölle, Fegefeuer und Paradies. Was für die einen der Himmel ist, kann für die anderen die Hölle sein: In dieser Divine Comedy befinden sich Himmel und Hölle in ein und derselben Dimension – die tief in unserer Kultur verwurzelte Dichotomie von Leben und Tod wird ausgelöscht. Florentina Holzinger hat für diese Show ein Ensemble aus Frauen jeden Alters und unterschiedlicher körperlicher, musikalischer und sportlicher Disziplinen zusammengebracht, um Kräfte zu bündeln und die menschliche Sichtweise auf Leben und Tod zu erforschen. Ausgangspunkt ist die Reflexion einer achtzigjährigen Tänzerin über ihr Leben und ihre Karriere im 20. Jahrhundert, während sie ihre Beerdigung plant und probt. Gemeinsam mit zwei Tanzlehrerinnen schickt sie die Darstellerinnen durch einen Casting- und Trainingsparcours zwischen Stunts, Motocross und Hypnose, um das Sujet des mittelalterlichen Totentanzes zu erkunden, der einst schon von den Künstler*innen des deutschen Expressionismus in den 1920er-Jahren wiederbelebt wurde. Inspiriert von diesem Motiv begeben sich die Performerinnen auf eine Reise, um Spannungen in ihrer eigenen Existenz in Bezug auf Geschlecht, Alter, Sexualität und Tod zu erkunden. In einer opernhaften Feier von Leben und Tod vereinen sich Musik und Tanz als transzendierende Kunstpraktiken und finden eine mögliche Form von Spiritualität im 21. Jahrhundert.

Diese „Göttliche Komödie“ seziert den Kampf des Menschen mit seiner kurzen Lebensdauer, der dualistischen Beziehung von Thanatos und Eros und die (ineffiziente) Weitergabe von Wissen und Weisheit von Generation zu Generation. Das Leben einer Tänzerin als Reise der Selbstfindung und der Vorbereitung auf die eigene Endlichkeit: Training, Selbstoptimierung, das Streben nach Schönheit und Gesundheit mit dem Ziel, das Beste zu erreichen, was die Menschheit trotz ihrer Mängel sein könnte. Der Tod steht ihr gut!

Hinweise: Wir empfehlen für den Besuch der Vorstellung ein Mindestalter von 18 Jahren. Im Stück sind Nacktheit und sexuelle Handlungen zu sehen. Wir weisen außerdem darauf hin, dass in dieser Vorstellung Stroboskopeffekte genutzt werden.

ab 21.30 Uhr
Metaverse
TQW Halle G
Eintritt Frei

Line-up:
Crystallmess (NTS Radio)
Golin
Anthea (Release-Konzert XEA)
In My Talons
Leon Höllhumer
Antonia XM (Ashida Park)
Rovan (Dead Mall Radio)

Wir leben im Jahrhundert akzelerierter Gleichzeitigkeit, in der virtuelle Räume und Communities die Grenzen der Wahrnehmung von Simulation, Geotagging und Umwelt fluide werden lassen. Ist es möglich, genau dieses Terrain aus sogenannter Natur, Algorithmen, sozialen Codes, Visualität und Klang zu hacken, um so – folgt man McKenzie Wark – neues Denken in die Welt zu setzen?

Im Anschluss an A Divine Comedy von Florentina Holzinger lädt das TQW ein, diesen accelerating times afk – away from keyboard – nachzugehen, und lässt das Publikum auf künstlerische Positionen treffen, die nicht nur für herausfordernd-schöne Soundwelten stehen, sondern integraler Bestandteil von Praktiken und Denkweisen heterogener Netzkulturen sind.

Zu Beginn bittet Leon Höllhumer, dessen Performances Ausstellungsformate, Fotoshootings und Jam-Sessions miteinander kollidieren lassen, zu einem interventionistischen Sektempfang. Begleitet wird er dabei von Ingrid Dorfinger, Madeleine Nostitz, Daniel Rajcsanyi, Philipp Pess und Karolina Preuschl.

Kurz danach wird Rovan von Dead Mall Radio in einem Set digitale Oberflächen vibrieren lassen, bevor Anthea das Release-Konzert ihrer Debüt-EP spielen wird. In XEA lässt Wiens größte Hyperpop-Hoffnung Genregrenzen und Pop-Klischees hinter sich und erschafft autofiktionale Klanglandschaften, durchdrungen von metaphorischer Sprache und einzigartiger visueller Sensibilität.

Auch In My Talons’ eklektizistische Live-Sets scheuen sich nicht vor großen Gesten oder Pathos. In ihnen verwebt der Musiker und Künstler Florian Pfaffenberger verzerrte Chorstimmen mit klaustrophobischen Synths oder Grime-Vocals mit Akkustikfrakturen zu offenen Soundflächen, in denen sich medialer Informationsüberfluss und Clickbait-Culture widerspiegeln.

Detailverliebte synthetische Kompositionen, ätherische Vocals in Form von euphorischen J-Pop-Halluzinationen, inspiriert von Anime-Serien-Soundtracks: Unter grellen Stroboskopeffekten entstehen die cineastischen Auftritte der in Amsterdam lebenden Musikerin und Performancekünstlerin Golin, die zum ersten Mal in Wien auf einer Konzertbühne stehen wird.

Der konzeptionelle Ansatz für Produktion, DJing und Performance der Künstlerin Christelle Oyiri aka Crystallmess verbindet Polyrhythmik mit Afrofuturismus. In den Sets von Crystalmess verflechten sich Schnipsel aus Techno-Rhythmen, Dancehall und Hip-Hop-Samples mit Kitsch und Kritik zu einer globalisierten und diasporischen Soundästhetik für eine künftige Clubmusik.

Zum Schluss wird Ashida-Park-Co-Labelhead Antonia XM extreme Tempi und Stofflichkeiten zu einem ihrer opernhaften Mixes verschränken, bei denen Gabbertracks auf dunklen Ambient, Achterbahn-Donk oder RnB-Vocals treffen und somit den Clubraum zu einem fast utopischen Raum transformieren, in dem unsere Kognition durch Transgression geschärft und eine neue Form des Zusammenlebens imaginiert werden kann.

Performance
Darstellende Kunst
arts (general)
Tanz
23.10.2021 (Sat)
19:30 -