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Fit'ri:na #5

#5 Fit’ri:na فترينة – Lisa Großkopf und Soukaina Joual
Ölmalerei und Videoarbeiten
kuratiert von Christine Bruckbauer und Aline Lenzhofer

“mit freundlichen Grüßen, zur ewigen Erinnerung, herzlichen Glückwunsch, ich liebe dich!”
Das sind Nachrichten der Liebe oder des Glückwunschs, die auf vielen ägyptischen Banknoten zu finden sind. Oft werden diese Geldscheine verschenkt oder zu Träger von geheimen Botschaften.
Als die ägyptische Zentralbank im März 2019 den Umlauf von beschriebenen Banknoten verbot, versuchte die Bevölkerung, Lösungen zu finden, um diese Inschriften zu löschen. Ebenfalls im März 2019 kam Soukaina Joual (*1990 in Fez) für eine Residency nach Ägypten. In ihrer Videoarbeit HOW TO REMOVE WRITINGS FROM BILLS USING NAIL POLISH REMOVER nimmt sie Bezug auf das Löschen der Schriften auf dem ägyptischen Pfund. Durch den repetitiven Akt der Reinigung der Scheine wird jeder einzelne langsam beschädigt und verliert dadurch langsam an Funktion und Wert.

Während Soukaina Joual die Spuren menschlicher Interaktionen auf Geldscheinen verschwinden lässt, so ist es bei Lisa Großkopf die menschliche Figur, die auf Sîmôns berühmten Kibbuzbildern ausgelöscht wird.

Anhand des Werks von Yôḥānān Sîmôn beschäftigt sich Lisa Großkopf (*1989 in Wien) in ihrer Arbeit WHAT IS LEFT mit der utopischen Idee des »Kibbuz«. In bukolischen Landschaftsbildern stellte Sîmôn einst das Leben in Kibbuzim als sorgenfrei und unbeschwert dar. Etliche Indikatoren implizieren jedoch, dass er in seinen Gemälden vielmehr seinen zionistischen Visionen des noch zu gründenden Staates Israel Ausdruck verleiht, als die harten Alltagsrealitäten der damaligen Zeit wirklichkeitsgetreu abzubilden.
In der Entscheidung sämtliche Figuren – Kibbuzbewohner*innen bei der Ernte am Feld oder beim Picknick am Shabbat – aus den Bildern digital zu entfernen und die verwaisten Landschaften später von chinesischen Malern in Öl reproduzieren zu lassen, befragt Lisa Großkopf das Narrativ vom irdischen Paradies »Kibbuz« hinsichtlich seiner Gültigkeit heute. Das Vorzeigeprojekt des Zionismus, das aus zahlreichen Gründen wiederholt für tot erklärt wurde, wird so zur Projektionsfläche für Zukunftsvisionen.

Screening
Video
Bildende Kunst
arts (general)
04.06.2020 (Thu) - 10.06.2020 (Wed)
14:00 -
philomena+ , 1020 Wien