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Totentanz

Fotografien aus der Sammlung SpallArt

Es spricht Ferdinand Oberthaler
Musik: Manfred Kraft (Pomfüneberer)

Die von der Sammlung SpallArt kuratierte Ausstellung Totentanz präsentiert eine Auswahl an Fotografien, die sich auf höchst unterschiedliche Weise mit dem Verhältnis von Tod und Schönheit auseinandersetzen. So verweisen zwei Aufnahmen der Unbekannten aus der Seine auf das legendenumwobene Schicksal einer jungen Pariserin, deren Leichnam zum Fin de Siècle aus der Seine geborgen wurde. Ihr Antlitz verleitete einen Angestellten des städtischen Leichenhauses dazu, eine Totenmaske anzufertigen. Dass die Geschichte des Mädchens KünstlerInnen fortan fesselte, lässt sich einerseits durch die ebenso abschreckende wie faszinierende Wirkung ungelöster Kriminalfälle begründen. Andererseits erinnert sein Schicksal an romantisierende Darstellungen von Liebesdramen, die mit dem Tod der ProtagonistInnen enden. Unweigerlich stellt man sich die Frage, ob ein gebrochenes Herz die Unbekannte dazu bewog, den Tod in Kauf zu nehmen. Die beiden in der Ausstellung präsentierten Fotografien knüpfen an den Mythos der Unbekannten an und trachten danach, den Abdruck durch präzise Lichtbehandlung lebendig erscheinen zu lassen. Die Tatsache, dass es sich bei der Totenmaske (der Erzählung zufolge) um eine Art Reliquie handelt, die im Moment der Prägung direkten Kontakt mit dem Gesicht hatte, verleiht den Aufnahmen eine zusätzliche Bedeutungsdimension. Denn Fotografien können ebenfalls als Abdruck – als per Licht übertragene Spur – definiert werden. Mit anderen Worten: so wie sich der Schöpfer der Maske tatsächlich vor Ort befunden haben musste, so bezeugt auch die Fotografie die Gegenwart der Autoren. (…)
Nikolaus Kratzer

Eröffnung
arts (general)
Fotografie
08.11.2019 (Fri) - 10.11.2019 (Sun)
19:00 -
Eboran Galerie , 1060 Wien