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Mathias Pöschl: 07/05 - 22/06/19

Mathias Pöschl, der 1981 in Wien geboren wurde, studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Gunter Damisch. Seit seinem Abschluss 2008 stellte er u.a. im 21er Haus aus, bei Georg Kargl Fine Arts und dem neuen Wiener Kunstverein sowie in diversen Wiener Off-spaces. Eine seiner bislang umfangreichsten Arbeiten zeigte Mathias Pöschl 2016 im Leopold Museum im Rahmen der Ausstellung „Poetik des Materials“: Eine groß angelegte Installation, in der er die kulturelle Konnotation diverser Materialien für sich nutzte, um sie mit einer schemenhaften Formensprache von Bühnenbildern zu kombinieren.

In seiner Ausstellung „07/05 - 22/06/19“ in der bechter kastowsky galerie zeigt Mathias Pöschl seine jüngste Serie schwarz-weißer Tafelbilder. Den Hauptteil der Ausstellung bilden groß- und mittelformatige Bilder, die von einer dünnen Schicht Fotokopierpapier überzogen sind. Die Arbeiten zeigen Raster, die sich aus mehreren Fotokopien zusammensetzen. Eine schwarze Kopie wurde gefaltet, wodurch sie Pigmente an der Falzstelle eingebüßt hat. An dieser Stelle scheint das weiße Papier durch und bildet eine helle Linie, die sich von der rauschigen, fast schwarzen Fläche absetzt. Kopien dieser Faltung überziehen ihren Grund, eine Holzspanplatte, in serieller Anordnung. Im Rhythmus aus Falte und Nahtstelle zwischen den einzelnen Blättern ergibt sich ein Raster – es entsteht im Material und lässt Figur und Grund verschmelzen.

Das Raster, das im 20. Jahrhundert, v.a. der Minimal Art, als unhintergehbarer Nullpunkt und Ausdruck unhierarchischer Abstraktheit in diversen Arbeiten durchgespielt wurde, z.B. bei Piet Mondrian, Agnes Martin, Frank Stella oder Donald Judd, verweist auf einen stabil Ursprung. Mathias Pöschl konstruiert seine Raster hingegen aus Kopien einer Kopie: Eine Wiederholung, die weder Farce noch Komödie ist, sondern jeweils einen quasi-originären Ausschnitt zeigt, dem doch immer nur eine Kopie zugrunde liegt.

Das Display seiner Ausstellung besteht aus Wandeinbauten, die die Galerieräume zu einem nahezu geschlossenen System verwandeln, bei dem nur ein Fenster unverbaut bleibt. Diese dadurch prominent in Szene gesetzte Wandöffnung legt einen zwingenden Zusammenhang nahe zwischen den in den Arbeiten verhandelten Rastern und dem Fenster. Nicht nur fällt Licht durch das Glas in den Raum, es teilt die Sicht durch den Fensterstock und Sprossen selbst in einen gerasterten Blick nach Außen, der, ist es draußen Dunkel, uns selbst in dem Raster spiegeln lässt.
Rosalind Krauss erwähnt in ihrem bekannten Text „Grids“ von 1979 mit einiger Verwunderung, dass, obwohl doch gerade das Raster die Spielart des Materialismus sei, Künstlerinnen und Künstler viel eher geneigt waren, ontologische Überlegungen in ihren Raster-Bildern zu verhandeln. Mathias Pöschl macht mit seiner Ausstellung deutlich, dass Material und (An-)Ordnung keine voneinander zu lösenden Faktoren sind; Material nicht Träger von Überlegungen ist, sondern zu diesen durch seine jeweiligen Eigenschaften beiträgt.

Eröffnung
Bildende Kunst
arts (general)
07.05.2019 (Tue) - 22.06.2019 (Sat)
18:00 -