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Patric Sandri. Untitled (to)

Patric Sandri. Untitled (to)
Opening 12. Februar 2016 ab 19 Uhr
Ausstellung 13. Februar - 19. März 2016

Reduce to the Maximum ist das Motto des Werkes des 1979 bei Zürich geborenen Künstlers Patric Sandri. Es drängt sich nicht auf und kommt mit seiner zurückhaltenden, abstrakt geometrischen Formensprache und strengen Sinnlichkeit bescheiden daher. Und dennoch wirken seine Arbeiten kraftvoll. Sie absorbieren die Wahrnehmung des Betrachters, sie scheinen, sie reflektieren, strahlen und dehnen sich im Raum aus. Sandris Flächen, Felder und Körper sind weiß, manchmal schwarz und an manchen Stellen wie der Rückseite der transparenten Oberflächen und an den Seiten der Keilrahmen mit Neonpigmenten eingefärbt. Durch die formal-stilistische wie auch inhaltliche Reduktion nähert sich der Künstler in einem asymptotischen Prozess einer Form der reinen Malerei. Minimale Interventionen erzeugen maximale Effekte, die grundlegenden Elemente der Kunst werden zum Träger des Inhalts. Die Texturen der durchsichtigen Polyesterstoffe, der Glanz von Lackoberflächen und die Moirée-Effekte mancher Bildkörper evozieren eine haptische Qualität, die im Widerspruch zur Subtilität der eingesetzten Mittel steht.

Sandris Konzentration auf die Spezifität des Mediums, die Materialität der einzelnen Elemente, die Leuchtkraft der Farben, Ephemeres wie die Ränder und die gleichwertige Behandlung von Vorder- und Rückseite vermitteln den Glauben an eine strukturelle Authentizität des Bildträgers. So versucht der Künstler auf eine spielerische Weise zeitgenössische Antworten auf grundlegende Fragen der Kunst zu geben. Lässt sich der philosophische Begriff Essenz überhaupt auf die Malerei übertragen und inwieweit kann ein malerischer Essentialismus im 21. Jahrhundert noch Geltung beanspruchen? Und was wären die Kriterien für eine essentialistische Malerei? Dabei ist das Wesenhafte von Sandris Malerei ganz naheliegend. Es besteht in der Zurückweisung des traditionellen Bildballastes, in der Befreiung von den Figuren, den Gegenständen, den Erzählungen, den expressiven Gesten, den Zitaten und Illusionismen.

Die Malerei von Patric Sandri ist trotz ihrer Verankerung in der Tradition im Hier und Jetzt zu verorten. Sie holt den sublimen Moment, dem sich Barnett Newman in seinen Colour Field Paintings noch anzunähern versuchte, zurück auf den Boden der gegenwärtigen Tatsachen und zieht den Betrachter in seinen Bann. Sie verweist auf die sogenannte Post-Painterly Abstraction, für die sich der amerikanische Kunstkritiker Clement Greenberg in den 1960er-Jahren einsetzte, und den Minimalismus. Das Werk von Partric Sandri irritiert, da es sich bekannter ästhetischer Paradigmen spielerisch bedient und kunsthistorische Referenzsysteme subtil variiert, sie im Zeitgenössischen verankert. In seiner Einzelausstellung in der Galerie Lisa Bird in Wien mit dem Titel Untitled (to) bezieht sich Sandri lose auf Künstler wie den Abstrakten Expressionisten Ad Reinhardt, den Venezolaner Carlos Cruz-Diez, der in seiner Kunst Wahrnehmungsparadigmen und optische Effekte auslotet, und die Black Paintings von Robert Rauschenberg. Dabei bleiben die Anspielungen vage – ohne Titel eben.
Patric Sandris Kunst ist vor allem eines, nämlich alles, was sie nicht ist.

Text von Angela Stief

Eröffnung
Bildende Kunst
arts (general)
12.02.2016 (Fri)
19:00 -
Brucknerstraße 8 , 1040 Wien Lisabird Contemporary, Brucknerstrasse 8, 1040 Wien