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Re-Opening: Anna Jermolaewa

Re-Opening
Anna Jermolaewa

Exhibition: 04/09/2013 - 28/09/2013

Laut einer aktuellen wissenschaftlichen Studie aus Japan verbessern Tierfotos am Arbeitsplatz die Leistungsfähigkeit von deren Betrachter. Diesen Effekt hatte die Zarin Elisabetha Petrovna allerdings nicht im Sinn, als sie vor über 250 Jahren die ersten Katzen zum Dienst in die Eremitage - damals noch ein Holzbau - bestellte.

Die Tiere sollten ihren Instinkten folgen und so die Kunstschätze vor Mäusen und Ratten schützen. Tadellos verrichteten diese ihre Arbeit und bis auf einige wenige Kriegsjahre, waren und sind diese fester Bestandteil der Museumsbelegschaft.

Anna Jermolaewa besuchte sie an ihrem Arbeitsplatz, der den Katzen gleichzeitig auch als Zuhause dient und porträtierte über 40 davon. Die gerahmten Fotografien erinnern in ihrer strengen Rasterhängung an eine sozialistische Ehrentafel, durch die jene ArbetierInnen gewürdigt wurden, die sich besonders fleißig für das System hervorgetan hatten. Im Gegensatz dazu fi ndet sich allerdings keinerlei Hierarchiegedanke
in Anna Jermolaewas Porträts der Katzen der Eremitage wieder. So sind die Fotografien von schüchternen, kamerascheuen Katzen etwas verschwommen und unscharf aufgenommen und jene von zutraulichen, erinnern dagegen stark an klassische Porträtfotografie.

Nicht negiert, dafür aber aufgehoben, ist die Hierarchie in Anna Jermolaewas skulpturalen Arbeit. Zwei Regale, deren Fächer so konstruiert sind, dass die Pokale, die von der Künstlerin aus verschiedenen Privathaushalten zusammengetragen wurden, auf ein und das selbe Höhenniveau gebracht sind, stehen an der langen Seitenwand des Galerieraums. Unabhängig ob erster Preis oder Ehrenpreis, egal
mit wie viel Schweiss erarbeitet, ob aufwändig aus verschiedenen glänzenden Elementen zusammengesetzt oder schlicht gehalten, unabhängig davon ob es sich um ehemals geliebte Objekte oder zum Staubfänger deklarierte Gegenstände handelt, stehen diese nun in einer Reihe und auf selber Höhe. Ihre vermeintliche Exklusivität und Luxuriösität verschwindet in der Masse.

Mit Höhen und Tiefen, auf und ab, befassen sich auch noch zwei weitere Videoarbeiten in der Ausstellung der Künstlerin. Im Videokubus zeigt Anna Jermolaewa eine Dokumentation über die Brotverkäufer Havannas. Der Verkäufer zieht die Straßen entlang und kündigt schreiend seine Ware an. Fenster öffnen sich, Plastiksäcke, Körbe oder Stofftaschen werden an Seilen heruntergelassen. In ihnen befindet sich das Geld, das der Verkäufer herausnimmt und dafür Brot hineinlegt.Die zweite Arbeit zeigt die Künstlerin beim Kauf einer Perücken in den USA. Ihr Vater, ihre Schwester und ihre Tochter begleiten sie dabei. Einem Spiel gleich wechselt das Äußere von Anna Jermolaewa. Von konservativem Pagenschnitt, bis zur absurd wirkenden Lockenpracht, wird jede Perücke anprobiert und von der talentierten, amerikanischen Verkäuferin und der Familie kommentiert.

In der letzten Arbeit der Ausstellung stehen wiederum Tiere im Zentrum. Eine große schwarz- weiß Fotografi e zeigt ein Detail der Kölner Domfassade. Dort, wo ein Heiliger seinen ehrwürdigen Platz einmal hatte, haben sich zwei Tauben angesiedelt - „The Holy Place Is Never Empty“!

Eröffnung
Screening
Video
Bildende Kunst
Fotografie
arts (general)
03.09.2013 (Tue) - 28.09.2013 (Sat)
18:00 -