Wir entschlossen uns also, uns der Natur mit einer mehrtägigen Wanderung durch ausgedehnte und kaum begangene Waldgebiete zu nähern. Bald schon wurden die einsamen Wege zu einer Entdeckungsreise. Wir erfreuten uns unterschiedlichster Eindrücke und ich bemerkte, der Blickwinkel meiner Frau war ein besonderer. Sie erkannte im üppigen Grün Wege, die schon Jahrzehnte nicht mehr als das genutzt wurden, wofür sie eigentlich bestimmt waren. Sie beobachtete das Spiel des Lichtes auf seiner Reise durch Baumkronen und Blätterdächer riesiger Sträucher bis zu den Gräsern am Waldboden. Aufmerksam erkannte sie die Schönheit ergrauter Baumskelette, die wie Figuren anmuteten. In den Grafiken Desislava Ungers erkenne ich auch ihre Hingabe, die Art, sich mit den Dingen auseinanderzusetzen und, wie schließlich ihre Eindrücke in die Arbeit einfließen. Spontan entstehen Bilder voller Kraft, die den Betrachter teilhaben läßt an ihrer Sichtweise. Der spielerische, virtuose Umgang mit dem Holzschnitt unterstreicht das Thema. Wer mit ihr auf dem Baum landet, kann nur staunen. Thomas Unger