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Wien Modern: RSO WIEN II - GRUPPEN

ZUM PROJEKT

Als größten Fehler hat Karlheinz Stockhausen einmal bezeichnet, «immer schwanger» zu sein, was irgendwie stimmt. «Gruppen» aber, entstanden vor einem halben Jahrhundert als Orchesterwerk für exakt 109 Spieler, die sich in drei Formationen (und weiteren Untergruppen) aufteilen, ist ein ganz besonderes Kind geworden: Es darf immer noch als gültiges Musterbeispiel für serielle Orchesterpolyphonie gelten. Der Kollege György Kurtág bewunderte nach der Deutzer Uraufführung im März 1958 einen Tonbandmitschnitt von «Gruppen» dermaßen, dass er Dostojewski zitierte, der fand, dass die ganze russische Literatur aus dem Mantel von Gogol komme. Analog glaubte Kurtág eine Art Masterplan für die Musik des 20. Jahrhunderts kennen gelernt zu haben. Alle drei Orchesterteile spielen oft wie durch Fieberschübe geschüttelt in ihrem eigenen vorgegebenen Zeitmaß, und dennoch entsteht durch den wandernden Klang ein einziger Zeitraum. Theoretische Grundlage war Stockhausens Epoche machender Aufsatz «Wie die Zeit vergeht …». Nun legte er in «Gruppen» praktisch dar, wie sich Tondauern systematisieren lassen – und eins wird, was klanglich bis zu diesem historischen Moment nicht zur Deckung zu bringen schien. Je länger man sich in das gut 20minütige Stück hineindenkt, desto vielschichtiger wird es. Und wenn eine neuere Aufnahme wie die von Péter Eötvös Anklänge an Alban Berg betont, spricht das nicht gegen die Zeitlosigkeit der Partitur, sondern für ihr Zukunftspotenzial. «Gruppen» bleibt – auch und gerade für Uneingeweihte – eine Eintrittskarte zur Neuen Musik, aber auch ein Dauerbillett für die Szene. (Mirko Weber)

Performance
Premiere
Zeitgenössische Kunst
Bildende Kunst
arts (general)
27.03.2018 (Tue)
19:30 -
Wiener Konzerthaus , 1030 Wien Wiener Konzerthaus Großer Saal Lothringerstraße 20 1030 Wien