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Stadt der Frauen. Eine andere Topografie von Wien

Wenn wir uns durch den öffentlichen Raum der Stadt bewegen, dann ist unser Wahrnehmungshorizont ein gegenwärtiger. Die Schichten der Vergangenheit sind in unterschiedlicher Weise im Gegenwartsraum präsent. Straßennamen, Platznamen, Denkmäler, Statuen, Gedenktafeln - die kollektive Erinnerungsorientierung ist zu einem großen Teil männlich geprägt. Wir kennen Mozarts Wohnungen oder Beethovens Übersiedelungen, doch Rosa Mayreders Übersiedelungen, Elise Richters Wohn- und Arbeitsorte oder Betty Paolis Lebens- und Schreibsituatin oder Margarete Schütte-Lihotzkys Wohnung wie Atelier ist an der Oberfläche nicht oder nur wenig präsent, wir sprechen fließend von der Grillparzer-Wohnung, die jedoch eigentlich die Wohnung der Schwestern Fröhlich war, nach denen wiederum ein Gemeindebau benannt wurde. Elise Richter oder Betty Paoli

Frauen in Wien: eine Topografie versammelt knapp 300 Kurzbiografien, die topografisch verankert sind. So erweisen sich Prater, Praterstraße und Nebenstraßen beispielsweise als veritabler Bouelvard der Frauen. Von der im Prater auftretenden Atonie Mansfield über die in den Praterauen malende Tina Blau, von Geburtshaus Lise Meitners in der Heinestraße zu Berta Szeps verh. Zuckerkandl, die in derselben Straße, also der Heinestraße geboren wurde, über die Schaupsielerin Fritzi Massary in der Praterstraße bis zu Ottilie Bondy, die Präsidentin des Wiener Hausfrauen-Vereins oder der Schauspielerin Josephine Gallmeyer, als weiblicher Nestroy gehandelt, für deren Totenzug die Praterstrasse sogar für den Verkehr gesperrt wurde. An Jetty Strauss lässt sich hier ebenso denken wie an die Frauen, die im Umfled des Büros für Weltausstellung für den Pavillon der Frauen-Arbeiten aktiv wurden - übrigens war es in Wien 1873 das erste Mal, dass Frauen und ihre Arbeiten mit einem eigenen Pavillon auf einer Weltausstellung repräsentiert waren.

Über das System der Verortung wird klar, wie Ort und Erinnerung zusammenspielen können, wo MedizinerInnen oder ArchitektInnen, KomponistInnen oder PädagogInnen, MalerInnen oder TänzerInnen, MusikerInnen oder PhysikerInnen wohnten, lebten, arbeiteten. Gegenden können dadurch zu Erinnerungsballungszentren werden, die aktuelle Stadtwahrnehmung verändert sich entlang der freigelegten weiblichen historischen Tiefenschichten. Biografien hinterlassen im übertragenen Sinn Wege durch die Stadt - Geburt, Schule, Studium, Leben, Wohnen, Arbeite, - alle diese Orte verknüpfen sich zu einem Weg. Aber auch städtische Wege können zu aktualisierenden Erinnerungspfaden werden, entlang derer sich die Geschichte der Stadt als Geschichte von Frauen selbstverständlich entfaltet.

Umfangreiches Begleitprogramm unter www.wienbibliothek.at/bibliothek/veranstaltungen/frauenstadtprogr.htm

STADT UND FRAUEN
Eine andere Topographie von Wien
24. Oktober 2008 bis 26. Juni 2009

Wienbibliothek im Rathaus
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1082 Wien
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Öffnungszeiten:
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Ausstellung
Zeitgenössische Kunst
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arts (general)
27.03.2018 (Tue)
19:30 -
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