Sotheby’s Artist Quarterly:

Markus Hofer

May I Have Your History

Sotheby’s freut sich im Rahmen seines Artist Quarterly Programms mit der eindruckvollen Ausstellung des Bildhauers Markus Hofer das Kunstjahr 2008 beginnen zu können.
Der Künstler beschäftigt sich dem Ort entsprechend mit den Parametern, die den Kunstmarkt heute bestimmen: Provenienz und Erhaltung, Seltenheit und Reproduktion.
Dementsprechend wirft der Ausstellungsraum für Hofer die Frage auf, was der Künstler an Geschichte und Begebenheiten vorfindet.
Mit den klassischen Elementen einer bourgeoisen Einrichtung wird deren Nutzbarkeit teilweise umgedeutet, teilweise gänzlich ausgelöscht, wie Stühle, die nun ihrem ursprünglichen Verwendungszweck enthoben zu einer anderen Art von Wirklichkeit verschmelzen oder klassische Kaminleuchter, die aus den Fassungen von Neonröhren entstehen.
Schlüsselreize für den Sammler wie Beschreibung und Herkunft nutzt Hofer, um über vermeintlich historisch aufgeladene Objekte zu reflektieren, sie ironisch zu hinterfragen, aber durchaus auch den positiven Aspekt der Aneignung fremder Historie beim Erwerb vom Statussymbol Kunst zu beleuchten.
Heraufbeschwören von Geschichte und Geschichten, Veränderlichkeit der Rezeption und Flüchtigkeit der Wahrnehmung spielen unter anderem bei Zwei nicht sehr seltene Teller eine Rolle. Diese in China als Massenware produzierten Konsumgüter, klassisch auf dem Kaminsims platziert, werden einerseits vom Ort ihrer Präsentation, selbst im Spiegel, als Reproduktionen ‚enttarnt‘, andererseits bewertet der Zuschauer genau hier den wie auch immer gearteten neuerlichen Wert, sind die Stücke doch durch Künstlerhand gewandert.
Diese Fragen von Aktion und Reaktion verlaufen allerdings nicht nur kontemplativ, bei Difficult Decision wird dem Betrachter aktiv die Entscheidung des ‚Plug in‘ von einem Stecker in zwei zur Verfügung stehenden Dosen überlassen, sein möglicher persönlicher Einsatz komplettiert das Werk.
Die Veränderung von Bedeutung, bewusste Auslassung, das kritische Hinterfragen von kommerziellen Gütern, die Vorstellung des Betrachters, in der der klassische Bildungskanon der Imaginären Intelligenz weichen darf, prägen die ungewöhnliche Ausstellung. Facettenreiche Darstellungen fordern die Betrachter zu Reflexion und Reaktion auf.

Abb.: Markus Hofer, Pflanze um 1910,Blumentopf, Fragmente alter Holzstühle, Papier, Lack, ca.120 x 60 x 40 cm, 2008