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Ich schmecke dich noch für Stunden. Tage und Jahre

Künstlerin: Paulina Aumayr
Vernissage: 20.08.2024 ab 18 Uhr

Ich schmecke dich noch für Stunden. Tage und Jahre.

Aumayr verarbeitet in ihren Werken Erinnerungen und Erfahrungen. Manche ihrer Bilder wirken wir ein Fiebertraum. Versinnbildlicht wird das Motiv des Traumes in einer Installation, die aus einem Bett besteht. Während auf dem Kissen ein weit geöffneter, möglicherweise schreiender Mund dargestellt ist, befinden sich auf der Bettdecke Hunde und eine Nase. Auch die Schnauzen der Hunde sind weit geöffnet und suggerieren eine aggressive Haltung. Das Bett, ein Ort der Ruhe und Erholung, wird hier zum Schauplatz von Konflikten.
Ganz anders, ruhiger, wirken die Arbeiten im Nebenraum. Nachgemalte Fotos, eingelassen in Latex, zeigen Momente eines Familienlebens. Die schwarz-weissen Ausschnitte geben eine Hochzeit und Situationen mit einem Kind wieder. Die Titel (u. a. Meine Hände nicht mehr die, die nach dir gegriffen haben) lassen vermuten, dass etwas Tragisches geschehen sein muss. Das Latex nimmt die Funktion von Bernstein ein. Es konserviert etwas aus der Vergangenheit, das sich zwar betrachten, aber nicht mehr anfühlen lässt.

Die ausgestellten Werke von Paulina Aumayr entfalten eine dichte, beklemmende Atmosphäre, in der zentrale Themen wie Kindheit, patriarchale Strukturen und männlichen Gewalterfahrungen miteinander verwoben sind. Ihre Bilder spiegeln die Ambivalenz der Kindheit wider, in der Unschuld und Verletzlichkeit auf eine brutale Realität stoßen können. Die wiederkehrenden Motive, die in düsteren, grünlichen Tönen gehalten sind, zeigen Szenen, die gleichzeitig vertraut und verstörend wirken.
Auch wenn ihre Arbeiten autobiographisch sind, können und müssen sie losgelöst davon betrachtet werden. Die Ausstellung wirft Fragen nach Machtverhältnissen und Geschlechterrollen auf, wobei die Erfahrung von Gewalt, Unterdrückung und Verlust in den Mittelpunkt gestellt wird. Durch Aumayrs Darstellungen werden die tiefen, oft unausgesprochenen Wunden sichtbar, die patriarchale Systeme hinterlassen. In einer Gesellschaft, in der Machtmissbrauch und Gewalterfahrungen bis hin zu Femiziden bei Frauen alltäglich vorkommen, liegt es in der Verantwortung aller, nicht wegzuschauen und sich eigener Privilegien bewusst zu sein.

Paulina Aumayr wurde 2002 in Wien geboren. Sie studiert seit 2021 auf der Akademie der Bildenden Künste Wien in der Klasse von Daniel Richter (Erweiterter malerischer Raum).

Ausstellung
Zeitgenössische Kunst
Bildende Kunst
20.08.2024 (Tue) - 17.09.2024 (Tue)
18:00 -
Vienna Gallery , 1180 Wien